Raccoons: Skandal - Cobras entführen kleinen "Racker"
Raccoons: Skandal - Cobras entführen kleinen "Racker"
Dieser Tage stehen die Lichtenrade Cobras und die Reinickendorf Raccoons im Fokus der Öffentlichkeit. Was war nicht alles rund um das Aufeinandertreffen der TOHL-Gründungsmitglieder im Vorfeld berichtet worden. Von offenen Rechnungen und zwischenmenschlichen Enttäuschungen war die Rede, Begriffe wie Rache, Sühne und Vergeltung wurden in den Mund genommen. Selten zuvor hatte es in der Geschichte der TOHL wohl derart heftige Vorzeichen für eine Play-Off-Serie gegeben. Nun sind die ersten drei Schlachten der 1. Runde geschlagen und als wäre es nicht schon atemberaubend genug gewesen, dass jedes einzelne Spiel das halten konnte, was die Serie versprochen hatte, droht nun eine neuerliche Eskalationsstufe. Im Duell der beiden Westberliner Traditionsmanschaften werden jetzt offenbar die ganz heftigen Geschütze aufgefahren. Seit beide Teams am Donnerstag in der "Eishölle Reinickendorf" letztmals aufeinander getroffen waren, vermissen die Reinickendorfer ihr Maskottchen "Racker" schmerzlich. Nun ist tatsächlich ein Bekennerschreiben aus Lichtenrade aufgetaucht. Augenscheinlich haben gewaltaffine Anhänger der Cobras "Racker" in ihre Gewalt gebracht. Eine unerhörte Affäre, die die Stimmung zwischen beiden Lagern wohl alles andere als befrieden dürfte...
... und dabei hätte es doch eigentlich gar kein Öl ins Feuer mehr gebraucht.
"Wenn Rostislav die Jungs von der Leine lässt, dann scheppert es nach wenigen Sekunden", hatte Sly23 im Vorfeld der ersten Partie großmäulig verkündet. Und in der Tat schepperte es dann auch nach nur 11 Sekunden - allerdings im Gehäuse der Raccoons. Cuttner stellte die Weichen in Spiel 1 für Lichtenrade denkwürdig früh auf Sieg.
Im zweiten Spiel musste Cuttner (#44) für diesen Affront büßen. Nach 3:57 im ersten Drittel wurde er unsanft auf die Bretter geschickt, musste das Eis verletzungsbedingt verlassen und wird in den diesjährigen Play-Off's wohl keine Rolle mehr spielen können. Im Mitteldrittel schalteten die kampfeslustigen Reinickendorfer dann Steifftier (#45) aus. Spätestens jetzt sollte Yurij Kalinchuk (#46) der Arsch wohl einigermaßen auf Grundeis gegangen sein. Nur Dank des duckmäuserigen Schachzugs seines Trainers Buzzardstone, der Kalinchuk im Schlussdrittel keine Eiszeit mehr gewährte, kam Yurij ungeschoren davon. Dafür erwischte es Bagno - ein Kollateralschaden? Mitnichten!
Hierbei dürfte es sich wohl eher um einen weiteren Racheakt im Kleinen gehandelt haben, ausgeübt durch Alabama Thunderpussy. Lichtenrades Christoph Sonne hatte schließlich nur kurz zuvor Reinickendorfs Hendrik Suhr mit einer üblen Attacke verletzt und war seinerseits ebenfalls mit einer Spieldauerdisziplinarstrafe bestraft worden. Mit drei Verteidigern weniger im Aufgebot geriet Lichtenrade ins Wanken, die Raccoons feuerten aus allen Rohren und drängten auf den 3:2 Siegtreffer. Insgesamt sieben Powerplay-Situationen blieben ungenutzt, ehe die Cobras zum Lucky Punch ansetzten. 2:42 vor der Schlusssirene traf Wallace auf Vorlage von Zirkelmann und dem erfahrenden Haudegen Slash zur 2-0 Serienführung für die Cobras.
"Da war der Moment gekommen, in dem ich erste leise Zweifel bekam", so Sly in seinen Memoiren, die er nach seinem oder dem Ableben der TOHL veröffentlichen wird, "ob unsere sportliche Qualität ausreicht, um uns mit den Lichtenradern messen zu können. Ich hätte es akzeptieren können, wenn sie uns mit ihren Mitteln besiegen, aber dann begingen sie einen entscheidenden Fehler: Sie ließen sich auf unsere psychologische Kriegsführung ein und kopierten unseren schäbigen Stil. Und den beherrscht bekanntermaßen niemand so gut wie wir. Das war ihr Anfang vom Ende!", wird in ferner Zukunft (kurz vor dem Kapitel: "Der sensationelle Einzug in das Halbfinale!") weiterhin zu lesen sein.
In der Gegenwart sind die Nachwehen des dritten Spiels noch nicht ganz abgeklungen. Die Freude über den ersten Sieg der Serie (ein überzeugendes 6:3 dank Funsch-Hattrick bei nur noch 13 Einsatzminuten Kalinchuks) währte in Reinickendorf nicht lange, haben sich die Cobras doch erdreistet, ausgerechnet auf Tim Erdgas Jagd zu machen. Die einzige Ex-Cobra im Kader der Reinickendorfer (146 Spiele für Lichtenrade) wurde von Zirkelmann mit einem hinterhältigen Cross-Check außer Gefecht gesetzt. Das, was den Reinickendorfern bislang nicht gelungen ist, haben die Cobras eiskalt vollstreckt. Gezielt gegen einen Ex-Akteur auf der Gegenseite vorgehen, einen emotionalen Wirkungstreffer setzen. Und weil Lichtenrade nun einmal ein finsterer Flecken Erde ist, hausen auch finstere Gestalten auf diesem. Anders ist es nicht zu erklären, warum man nun die eingangs erwähnte weitere Eskalationsstufe erklimmen musste.
Hinterhältige Schlangen haben den kleinen "Racker" in ihre Gewalt gebracht
"Keine Ahnung, woher all dieser Hass plötzlich kommt. Bislang wurde hier ja lediglich zu Gewalt gegen Menschen aufgerufen. Wir haben einzig und allein zu einer Hetzjagd gegen einen russischen Trunkenbold geblasen, weil er uns geprellt hat. Aber jetzt geht es hier plötzlich nicht mehr um einen bemitleidenswerten Alkoholiker, nicht mehr um menschlichen Abschaum, nicht mehr um den Bodensatz der Gesellschaft, sondern um Tierwohl. Und Tierwohl geht uns alle etwas an!", so Sly zu den aktuellen Geschehnissen.
Gerüchten zu Folge überlegen die Reinickendorfer aktuell, ihre Kampfmannschaft aus dem laufenden Wettbewerb zurückzuziehen, sollte "Racker" nicht s o f o r t unversehrt vor der Katzenklappe der "Eishölle" abgesetzt werden. Eines ist jedoch gewiss: Mit der Entführung von "Racker" dürfte das lustige Geplänkel der ersten Spiele zu einem jähen Ende gekommen sein. Ab jetzt ist Krieg!
Ed Kalation
für TOHL Magazin
Samstag, den 23.Januar 2021 - 12:42 Uhr -
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