Reinickendorf Raccoons

Sly & Yurij wieder da – düstere Aussichten für Trottellumme

Raccoons: Sly und Yurij wieder da – düstere Aussichten für Trollellumme, rosige für Reinickendorf!

Nüchtern betrachtet ist der Trade von Yurij Kalinchuk von den Pankow Predators zu den Reinickendorf Raccoons wohl nicht mehr, als ein Wechsel eines in die Jahre gekommenen Durchschnittsverteidigers zu einem Durchschnittsteam in der TOHL. Dennoch schlug der Transfer in den letzten Tagen große Wellen und rief in der besten Liga der Welt, die so gut ist, dass kaum jemand darüber berichten muss, ein nahezu ungekanntes Medienecho hervor. Und bei all den Begleiterscheinungen der vergangenen Wochen, scheint „nüchtern“ das gänzlich falsche Attribut für einen Artikel über die Vorkommnisse zu sein, die Reinickendorf unlängst auf Trab gehalten haben.

Vor neun Jahren hatte Kalinchuk im „Südkurier“ verlauten lassen, er würde niemals zu den Raccoons wechseln, obwohl der sympathische Club aus dem grünen Norden Berlins sein Herz für russische Spieler immer wieder offen zur Schau gestellt hatte. Sly23 ließ dies damals nicht unkommentiert im Raum stehen und klärte die Weltöffentlichkeit darüber auf, dass Reinickendorfs ewiger Cheftrainer Rostislav Kondibolsky Kalinchuk einst wegen seiner Alkoholprobleme (Anmerkung der Redaktion: ...natürlich wegen der Alkoholprobleme Kalinchuks. Wodkaveteran Rostislav haut so schnell nichts um! - Anmerkung von Rostislav Kondibolsky: Die Redaktion hat Recht!) aus der Nachwuchs-Nationalmannschaft der „Sbornaja“ geschmissen hatte. Vor wenigen Tagen ließen die Raccoons nun die Bombe platzen: Kalinchuk wechselt mit sofortiger Wirkung von den Pankow Predators nach Reinickendorf!

Ein Aufschrei ging durch die Eishockeygemeinde. Kalinchuk zu den Raccoons? Diese Nachricht rief Fassungslosigkeit auf allen Ebenen hervor. Die Zukunftsorientierten rieben sich verwundert die Augen: Wie könne man bloß einen 31-jährigen Verteidiger verpflichten, dessen Vertrag in einem Jahr ausläuft und dafür einen hochtalentierten Schlussmann wie Humpen Vollkrogh ziehen lassen? Die Ewiggestrigen erinnerten sich derweil an die Posse von vor neun Jahren und stellten sich berechtigterweise die Frage, woher der Sinneswandel des Tridems Sly-Kondibolsky-Kalinchuk herrühren möge.

Und damit nicht genug. Während GM Sly offenbar außerplanmäßig noch auf Zypern weilte, reisten die Reinickendorf Raccoons am Montag ins beschauliche Ellental, um sich den übermächtigen Icetobe Steelers zu stellen. Zur Überraschung aller fehlte der jüngst verpflichtete Yurij Kalinchuk im Roster der Raccoons. An seiner Stelle durfte der Kasache Sergei Faehrlich bei der 3:1 Niederlage das erste Mal TOHL-Luft schnuppern. Die Telefone dürften in der Geschäftsstelle der Raccoons nicht mehr still gestanden haben und so war es nicht verwunderlich, dass eine erklärende Pressemitteilung der Nordberliner nicht lange auf sich warten ließ: Der unlängst unter Vertrag genommene Kalinchuk sei schlicht und ergreifend nicht zum Treffpunkt der Mannschaft vor der Abreise nach Baden-Württemberg erschienen.

Verfasst wurde die Pressemitteilung von einem bis dato vollkommen unbekannten Mann. Hinnerk-Willibald Trottellumme, genannt „HiWi“, fühlte sich in Abwesenheit seines Chefs plötzlich dazu berufen, Entscheidungen zu treffen, schwang sich selbst zum „stellvertretenden GM“ auf und erklärte den Vertrag Kalinchuks - aufgrund dessen unentschuldigten Fehlens am Morgen - kurzerhand für null und nichtig und stürzte mit diesem vorauseilenden Gehorsam ganz Reinickendorf in eine große Krise. Der ach so beschauliche Randbezirk, der solide geführte Provinzverein – plötzlich verwandelt in einen Chaosclub, eine eitle Diva, den EC Hollywood!


Am Montagabend wandten sich Sly, Rostislav Kondibolsky und Yurij Kalinchuk nun im Rahmen einer Pressekonferenz überraschenderweise an die Öffentlichkeit. Aufgestiegen wie Phönix aus der Asche und braungebrannt wie Costa Cordalis (Anm. d. Red.: kann den mal einer ins CC setzen?) stellte sich Sly als ein Teil des Reinickendorfer Triumvirats endlich den bohrenden Fragen der Fans, Medien und Mitarbeitern. Längst überfällig, sagten die Einen, aber betont lässig, so die Anderen, hätte Sly auf all diese Fragen geantwortet. Rostislav Kondibolsky zeigte sich indes altbekannt wortkarg und Kalinchuk war betrunken, dementierte aber immerzu (Anm. d. Red.: der musste sein) seine Suchterkrankung.

Gerne fassen wir für unsere verehrte Leserschaft die wichtigsten Fragen und Antworten der soeben zu Ende gegangenen PK in einem hochmodernen und dem Zeitgeist entsprechenden "Q&A" zusammen und verzichten aufgrund der besseren Lesbarkeit und unserer technischen Unbeholfenheit hierbei sogar auf eine Klickstrecke. Viel Spaß!


Frage: Haben die Reinickendorf Raccoons den Vertrag von Yurij Kalinchuk aufgelöst? Ist der Transfer gescheitert?

Antwort: Herr Trottellumme verfügt über keinerlei Befugnisse, Entscheidungen derartiger Tragweite zu treffen. Der von ihm unterzeichnete Auflösungsvertrag ist in etwa genauso wertvoll, wie er selbst. Kalinchuk besitzt ein gültiges Arbeitspapier mit den Reinickendorf Raccoons über eine Laufzeit von einem Jahr mit einem Grundgehalt von 304.000$. Das sind umgerechnet 60.921 Flaschen „Lunikoff“ vom Lidl.


Frage: Wird Yurij Kalinchuk bereits am Mittwoch in Apolda das Trikot der Reinickendorf Raccoons tragen können?

Antwort: Noch steht die offizielle Bestätigung des Trades seitens der Ligaleitung aus. Wir wissen alle, dass Ämtermühlen manchmal langsam mahlen. Die Raccoons sind aber zuversichtlich, die Spielberechtigung nach sämtlichen medizinischen Tests - und u.U. monetär forcierter Aufhübschung der Leberwerte Kalinchuks - spätestens am Dienstagabend zu erhalten. Einem Einsatz gegen die Bravehearts steht nun nur noch Rostislav Kondibolsky im Wege, der sich hierzu aber nicht äußern wollte.


Frage eines ostdeutschen Journalisten: Ein Transfer von Kalinchuk nach Reinickendorf. Vor neun Jahren undenkbar, ausgeschlossen und heute tritt der Transfer meines Wissens nach sofort, unverzüglich in Kraft. Woher der Sinneswandel?

Antwort: Vor neun Jahren hatten die Reinickendorf Raccoons Hoffnungen, Ideale, Ziele. GM Sly war jung, euphorisch, ambitioniert. Da hat ein Trinker wie Kalinchuk schlecht ins Bild gepasst. Aber heute ist uns alles egal. Die Haare sind grau, die Aussichten finster und unserem GM sind Frauen in seinem Alter mittlerweile bedauerlicherweise zu alt. Kurzum: Kalinchuk hatte schon immer Recht. Vieles kann man einfach nur betrunken ertragen.


Frage von Hinnerk-Willibald Trotellumme: Was geschieht mit Hinnerk-Willibald Trottellumme?

Antwort: Wir freuen uns, verkünden zu können, dass Trottellummes Arbeitsvertrag um sieben Jahre verlängert wurde. Als Dankeschön für seine guten Leistungen erhält er einen 60-Stunden-Vertrag, ein schwarz gestrichenes Büro in einem externen Gebäude und aufgrund der letztlichen Verfehlungen einen Computer ohne Tastatur. Seine neue Funktion bei den Reinickendorf Raccoons ist eigens für ihn geschaffen worden: 3rd General Manager. Die Stelle des stellvertretenden General Managers wird vorerst nicht mehr vergeben. Sly23 veröffentlichte zu gegebenem Anlass auch den nun offiziell gültigen Slogan: "Le GM - c'est moi!"


Hinnerk-Willibald Trottellumme: Für ihn ist die ganze Sache gerade noch einmal gut ausgegangen


Frage: Der Transfer von Kalinchuk scheint emotional hohen Wert zu haben. Was aber bedeutet er sportlich? Warum jagt man hoffnungsvolle Talente wie Vollkrogh in die Wüste, anstatt sie vernünftig auszubilden? Wo sehen sich die Raccoons in fünf-zehn Jahren?

Antwort: Mit Kalinchuk sind die Reinickendorf Raccoons defensiv so gut aufgestellt, wie noch nie zuvor. Kurzfristig reagiert man auf den verletzungsbedingten Ausfall von Hammerhart, die Überlastung von Pankakke, Knochenbrechovsky und Puschkin, die Sperre von Kringel, die Eskapaden von Tim Erdgas und die Unfähigkeit des imperialistischen Defensivdeserteurs Thunderpussy.

Vollkrogh ist mit seinem lächerlichen Schnurrbart aus unserer Sicht ein Vertreter der Generation Hipster. Nichts im Kopf, keine Meinung, keine Haltung. Hauptsache doof aussehen. Typen wie Vollkrogh ist es doch vollkommen egal, ob ihr Arbeitgeber auf den Namen Raccoons hört - oder Vikings oder Rams oder Osama Bin Laden. Für 'ne Markfünfzig mehr sind die doch alle moralisch flexibel wie 'ne bulgarische Turnerin. Nene, da sollen die Predators mal schön Geld in die Hand nehmen und den durch die Weltgeschichte schicken, damit er besser wird. Am Ende wird er sich eh eine alberne Einbrechermütze aufsetzen, genüsslich einen veganen Spinat-Pastinaken-Granatapfel-Smoothie schlürfen und dann dorthin wechseln, wo es die meiste Kohle zu holen gibt. It's like so cool to be here. Wir setzen fortan lieber auf stadtbekannte Trinker als auf anonyme Alkoholiker. Lieber auf Typen mit Ecken und Kanten als auf Nutella-Bubis. Falls in fünf-zehn Jahren kein Despot auf den roten Knopf gedrückt haben sollte, werden die Reinickendorf Raccoons mutmaßlich am Tabellenende der TOHL mitmischen. Und das mit Stolz.



Na, wenn das keine rosigen Aussichten für alle Reinickendorfer Eishockeyfreunde sind. Erst mit Volldampf in den Abgrund – und dann mit Yurij an die Theke! Nicht ausgeschlossen, dass dieser Geschichte noch das eine oder andere Kapitel hinzugefügt werden wird...


Al Cohool für TOHL Magazine

Montag, den 15.Juli 2019 - 23:51 Uhr - Reinickendorf Raccoons

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